Ab in die Höhe
"Ab in die Höhe" - mit diesen Worten lädt die Marktkirche in Goslar zur Besteigung ihres Nordturmes ein. Eine Menge Stufen führen aufwärts, und jede trägt ein kleines Schild mit der Nummer der Stufe. Leicht schnaufend endlich in rund 60 Metern Höhe ganz oben angekommen, ist auf dem obersten Schild die Nummer 231 zu erkennen, ergänzt durch den Zusatz: "Allein Gott in der Höh' sei Ehr'." Bemerkenswert.
Laut Nachschlagewerk "Wikipedia" ist die Höhe "für alle physikalischen Objekte auf der Erde der lotrechte Abstand von einer Referenzfläche." Solch eine Referenzfläche kann der örtliche Erdboden sein, der Meeresspiegel, der gedachte Erdmittelpunkt oder ähnliches. Gerade diese Definition aber greift nicht bei der "Höh" in dem Bekenntnis, das in Schild Nr. 231 eingraviert ist. Denn Gottes Höhe hat keinen irdischen Bezugswert. Wenn der Psalmist staunend preist: "Du feuchtest die Berge von oben her" (Ps. 104,13), dann drückt er damit aus: Die Berge sind das höchste, was ich kenne. Höher geht es nicht, das ist für mich die Grenze. Du aber, Gott, bist daran nicht gebunden, du feuchtest selbst das Höchste, was es auf der Erde gibt, noch von oben an.
Gott ist in seiner Höhe also nicht messbar, weil er keinen irdischen Bezugswert hat. Umso erstaunlicher, dass dieser unermessliche Gott umgekehrt eine Beziehung zu uns haben möchte. Dafür riss er den Himmel auf und kam in Jesus in die Welt. "Ehre sei Gott in der Höhe", erklang es auch damals. Wir kennen das aus der Weihnachtsgeschichte. Dies ist nicht nur Lob und Preis, sondern auch Dank. Dank dafür, dass Gott in Jesus uns in seine - leider gefallene, wie wir sehr deutlich merken - Schöpfung nachläuft und uns anbietet, wie der sprichwörtliche verlorene Sohn wieder nach Hause zurück zu kommen. Dorthin, woher wir einmal kamen und wozu wir ursprünglich geschaffen wurden, nämlich für ein Leben in Gottes Nähe und Gegenwart, als Gottes "Hausgenossen". Als Christen zunächst rein rechtlich, in Ewigkeit dann tatsächlich.
"Jesus kommt" - so leuchtet es in diesen Tagen wieder von der Versöhnungskirche in Knetterheide. Einen Kirchturm hat sie nicht. Lassen wir uns stattdessen von der Leuchtschrift daran erinnern, dass Jesu Kommen eine Einladung an uns ist: Ab in die Höhe, in Gottes Höhe und Gegenwart.